
Eine Reise durch die Menschenwürde - Aufführung des Literaturkurses
Veröffentlicht am 18.6.2025Die Reise durch die Menschenwürde des Literaturkurses im 12. Jahrgang führte durch drei Geschichten, in denen die Menschenwürde eine zentrale Rolle spielt. Die drei Erzählungen beruhen auf Ideen und Wünschen der Schüler:innen, die verschiedene Aspekte des ambitionierten, selbst gewählten Themas beleuchten wollten.
So startete der Abend mit einem Stück, das an den „Mord im Orientexpress“ anknüpft. Nach dem Mord im Zug - in diesem Fall am reichen Industriellen von Altenberg - führt das Stück die Protagonisten in eine verschüttete Miene. Dort entpuppt sich ein vermeintlicher, Jahre zurückliegender „Unfall“ als abscheulicher Mord des Industriellen von Altenberg an seinen Mienenarbeitern. Der Mord im Orientexpress als Rache am Familienoberhaupt von Altenberg ist somit geklärt und durch eine Kompensation seiner Nachfahren an die Familien der Arbeiter wird das Leid der Familien gewürdigt. Die in zwei Teilen erzählte Geschichte dient als Rahmen für ein Stück über die jüdische Familie Goldmann. Der Vater liest seiner kleinen, mit einem Holzzug spielenden Tochter die Geschichte „Mord im Orient-Express“ vor, während draußen bereits die Nazis marschieren. In beklemmenden Szenen wird die Familie von ihren Peinigern herabgewürdigt, der Sohn fordert den Vater auf für seine Würde zu kämpfen. Auf der Flucht vor der SS wird der Vater verhaftet und abgeführt, die Mutter mit ihren drei Kindern entkommt in die Niederlande. Interessant ist in dieser Erzählung auch die Perspektive eines deutschen Soldaten, der sich voller Zweifel an dem, was von ihm verlangt wird an einen Priester wendet. Wie ist es mit der Menschenwürde der Verfolgten? Ist das, was ihm befohlen wird nicht menschenverachtend?
Im letzen Stück geht es um die Würde von Frauen. Nach in immer schnellerer Frequenz gezeigten Überschriften aus verschiedenen Medien, in denen es um Übergriffe auf Frauen geht, nach Bildern von Frauen mit Protestplakaten in verschiedenen Epochen und Bildern von Kleidung vergewaltigter Frauen, spielten die Schüler:innen Szenen, die sie selbst so oder ähnlich erlebt haben: Aufdringliche Anmache in der Bahn, ein Freund, der seine Freundin nieder macht. In allen Szenen gibt es Männer und Frauen, die sich zugunsten des Opfers einmischen, die Einsicht der Aggressoren jedoch bleibt aus. Der Streit einer jungen Frau mit ihrem Freund endet in einer Vergewaltigung. Das Stück endet mit einem gemeinsamen Auftritt der Mädchen in T-Shirts mit roten, „blutigen“ Händen auf der Brust und anderswo, unterstützt von den Jungs die „Her Body, Her Choice“ skandieren.“
Ein ambitioniertes Theater-Projekt, das uns einen Abend mit Gänsehautmomenten bescherte, der zum Nachdenken anregte und trotz der ernsten Themen das Publikum durch das überzogene Schauspiel vereinzelt zum Lachen brachte.
von Ina Purcell