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Gedenkstättenfahrt des 13. Jahrgangs nach Auschwitz

Veröffentlicht am 17.11.2024

Das Ziel der Fahrt war nicht nur historisches Lernen oder die Erinnerung an die Opfer des Holocaust, sondern auch die Reflexion über die Vergangenheit, so dass auch wir der Aufgabe gerecht werden zu verhindern, dass ein solcher Völkermord sich wiederholt.

Wir haben uns bewusst auf diese Fahrt vorbereitet. Das Thema ist nicht nur eins, welches man im Unterricht behandelt, sondern auch eins, welches viele von uns privat beschäftigt. In der Schule haben wir uns in einer Projektwoche mit dem Thema beschäftigt: Wir haben den Film „Schindlers Liste“ unter dem Blickwinkel „Täter und Opfer“ analysiert und wir haben jeweils selbst Themen gewählt, die wir auf der Fahrt den anderen nahebringen wollten. Bei der Vorbereitung wurden wir tatkräftig von zwei Mitarbeiterinnen der „Stätte der Begegnung“ aus Vlotho unterstützt. Diese haben auch unsere Fahrt begleitet. Unsere Mitschülerin Alexandra beschrieb die beiden als „einfühlsam und lieb und vor allem sehr verständnisvoll“.

Am Tag der Anreise nach Krakau war die Stimmung bei uns sehr gut. Dazu hatte auch das Busfahrunternehmen Eli Reisen GmbH beigetragen. Wegen der wohlwollenden zwischenmenschlichen Interaktion mit dem Busfahrer konnten wir die nächtliche Fahrt weitestgehend genießen.

Nach vielen Stunden erreichten wir die schöne Stadt Krakau. Diese war unser erster Zwischenstopp. In Krakau wurden wir im Hotel Batory untergebracht, welches mit seinem Ambiente überzeugte. Aber auch das Frühstück erzielte positive Bewertungen. So sagte Josefina: „Das Essen war traumhaft und gab einen kleinen Einblick in die polnische Kultur“. Die darauffolgenden Stunden hat der Jahrgang in der Studentenstadt verbracht und mithilfe einer App die Stadt erkundet.

Natürlich lag unser Fokus auf den historischen Denkmälern, die mit unserem Thema verbunden sind, z. B. die Burg Wawel, die Marienkirche, aber auch das ehemalige Krakauer Ghetto. Auch besuchten wir die Drehorte des Films „Schindlers Liste“. Dort findet heute normales Leben statt. Für uns war schwer zu begreifen, dass diese Orte mit einer so grausamen Geschichte verbunden sind. Später besuchten wir das Oskar-Schindler-Museum, in dem wir viel Zeit verbrachten. Die Ausstellungstücke haben uns historisch interessiert und uns auch mit der Realität des 2. Weltkrieges unmittelbar konfrontiert.

Als wir unsere Mitschüler*innen zu der Erfahrung im Museum befragten, äußerte sich Beniamin: „Das Schindler- Museum ist ein Ort, der uns Einblicke in die Zeit des 2. Weltkrieges gewährt. Das Museum dient auch als Mahnung, dass solch ein Verbrechen sich nicht wiederholt.“ Um die inzwischen bedrückte Stimmung etwas anzuheben, nutzte ein Großteil der Stufe die Möglichkeit, ein jüdisches Restaurant zu besuchen. Dort haben wir traditionelle jüdische Musik live erlebt und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Auch hier erhielten wir bei Nachfrage positive Resonanz: „Mir persönlich hat das Essen gut geschmeckt und ich kann diese einzigartige Erfahrung nur weiterempfehlen“, so Adrian.

Der nächste Tag startete nach dem Frühstück mit der Weiterreise nach Oswiecim in die Internationale Jugendbegegnungsstätte. Nach unserer Ankunft schauten wir die Aufzeichnung eines Gesprächs mit dem Zeitzeugen Gerhard Maschowski, weil unser Gespräch mit Zeitzeugin Lydia Maksymowicz leider ausgefallen ist. Nach einer wohlverdienten Pause stellten wir uns gegenseitig die in der Projektwoche erarbeiteten Referate vor. Die Themenauswahl war so vielfältig, dass sich 2 Stunden Vorträge angefühlt haben wie 20 Minuten.

Als freiwilliges Abendangebot zeigten die „Stätte“-Mitarbeiterinnen einen zum Thema passenden Film: „The Zone of Interest“. Olivia bewertete den Film als „gute Vorbereitung für den folgenden Tag“. In dem Film sei der Kontrast zwischen dem unbeschwerten Familienleben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß und der grausamen Brutalität im Lager von Auschwitz – nur getrennt durch eine Mauer – deutlich geworden.

Am nächsten Morgen war die Stimmung bei uns allen niedergeschlagen, denn unser nächstes Ziel war das Stammlager Auschwitz (I). Durch eine Führung wurden uns das Ausmaß und die Realität des Holocaust immer bewusster. Die Bilder, die wir dort gesehen haben, werden unsere Köpfe nie mehr verlassen. Berge von Haaren, Schuhen, Koffern und Schüsseln, aber auch Fotos von Häftlingen und Stehzellen haben in uns ein beklemmendes Gefühl hinterlassen. Der unmenschlichste Ort erwartete uns jedoch noch: die Gaskammer mit anschließendem Krematorium. „Als würde man Teil des Leidens sein.“ „Mir war, als hätte man mir den Brustkorb zugeschnürt." so fühlten wir uns bei dem Besuch dort. Eine Reflexion in kleiner Runde half uns, diese Gefühle zu erarbeiten.

Später besuchten wir unterschiedliche Kunstausstellungen: „Kunst in Auschwitz“, eine Kunstausstellung des ehemaligen Häftlings Marian Kolodziej – und am Folgetag den Bilderzyklus „Birkenau“ von Gerhard Richter. Alle Gruppen waren sich einig, dass die persönliche Ebene der Kunst dazu beitrug, die Emotionen der Häftlinge wahrzunehmen.

Am Abend verschaffte uns die ZDF-Dokumentation „Ganz normale Männer“ einen Einblick in ein gehorsames Mordbataillon. Hier erhielten wir einen Einblick in die Position der NS-Täter.

Unser letzter Tag der Gedenkstättenfahrt beinhaltete die Konfrontation mit Auschwitz (II), Birkenau. Dieser Ort war für uns alle ein emotionaler Höhepunkt. Birkenau war kein Museum, sondern die Realität. Keine Restaurationen. Keine Verschönerungen. Nur Überreste der Todesanlage.

Um der unzähligen Opfer zu gedenken, hielten wir eine Schweigeminute. Viele von uns haben geweint. Es hat uns emotional sehr berührt, aber auch ausgelaugt. Diesen Ort kann man kaum mit Worten beschreiben. Deshalb ist es uns wichtig, hier unsere aufrichtige Meinung darzulegen. Wörter wie ‚fürchterlich‘ oder ‚grausam‘ können das Geschehene nicht mal annähernd beschreiben. Diese Taten sind unbeschreiblich.

Tim: „Es war schrecklich, wie aus einem Horrorfilm rausgerissen. Dieser Ort ist der Inbegriff der Unmenschlichkeit!“

Madelaine: „Man kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Es wird einem kalt und man fängt an zu zittern. Ich habe mir vorstellen wollen, wie es wohl war, doch diese Grausamkeit, diese Erschütterung ist zu brutal für unsere Vorstellungskraft.“

Alin: „Ein bewegendes und erschreckendes Ereignis. Es ist erschütternd, was für ein Leid den Menschen an diesem Ort zugefügt wurde. Dieser Ort soll als Lehre dienen und definitiv von jedem mal mit eigenen Augen wahrgenommen werden.“

Nach dieser Fahrt ist uns allen bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte des Holocaust zu befassen. Diese Erfahrung war sehr lehrreich, sie zeigt aber auch, dass es Hoffnung gibt. Es liegt vor allem an uns, dass diese Grausamkeit nicht in Vergessenheit gerät, aber auch, dass wir eine Wiederholung verhindern. Umso wichtiger finden wir es, solche Fahrten beizubehalten, um allen Schüler*innen die Möglichkeit zu bieten, diese Erfahrung zu machen.

Danke an alle, die diese Fahrt möglich gemacht haben! Danke für die finanzielle Unterstützung durch die Bethe-Stiftung, den Heimatverein Reuschenberg und den Ganztagsverein der Gesamtschule an der Erft!!!

„Auschwitz war für uns Trauer, Schmerz, Leid, aber auch ein Funke von Hoffnung!“: der 13. Jahrgang der Gesamtschule an der Erft.

von Olivia Kupis und Emely Fischer