Verabschiedung des Schulleiters

Abschiedsrede Willi Breuer

Liebe Gäste,

liebe Mitglieder der Schulgemeinde,

Et es wie et es. Artikel 1 des kölschen Grundgesetzes bedeutet frei übersetzt, den Tatsachen des Ruhestands ins Auge zu sehen. Nach den beiden Verabschiedungsfeiern – heute Morgen die Schüler und heute Abend die Schule - fällt mir das ausgesprochen schwer. Beide Verabschiedungsfeiern hatten einige Gemeinsamkeiten.

  • Beide Programme haben mich in ihrer Vielfalt und Abwechslung sehr beeindruckt.
  • Heute Morgen hatten die Schülerinnen und Schüler hier in der Mensa ein zweistündiges Programm mit 12 Programmpunkten präsentiert. Mit einem abschließenden Flash Mob der Schülerschaft endete die Verabschiedung. Es war schön, noch einmal inmitten der Schülerinnen und Schüler zu sein.
  • Die Aufführungen / die musikalischen Beiträge / die Reden, haben mich zum Schmunzeln und Lachen und zum Nachdenken und Erinnern gebracht. Auch einige Tränen konnte ich nicht unterdrücken.
  • Besonders berührt mich die Herzlichkeit und hohe Wertschätzung, die bei mir sowohl heute Morgen als auch heute Abend ankam.

Dafür bedanke ich mich ganz herzlich bei allen Beteiligten. An beide Veranstaltungen werde ich mich sehr gerne zurückerinnern und mir immer wieder die Fotos anschauen.

Vor mehr als zehn Jahren, am 01. 02. 2006, bin ich an die Gesamtschule an der Erft gewechselt, auch mit der Absicht, Ralf Kimmel zu beerben und hier Schulleiter zu werden. Schulleitungserfahrung hatte ich als Didaktischer Leiter an der Gesamtschule Wuppertal-Barmen gesammelt. Neu war für mich, die Gesamtverantwortung zu tragen und viele alltägliche, aber auch weitreichende Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. Meine Schulleiterin aus Barmen, Heide Koehler, ist für mich in ihrer offenen, herzlichen und auch zielstrebigen Art zum Vorbild in meinem Schulleitungshandeln geworden. Von Klaus Nevries, dem damaligen Dezernenten, habe ich gelernt, wie wichtig Verfahrenstransparenz gerade bei Personalentscheidungen wie der Besetzung von Beförderungsstellen und Klassenleitungen ist. Ich habe versucht, mir ausreichend Zeit für Gespräche im Vorfeld von Entscheidungen zu nehmen. Zufrieden war ich, wenn ich in Abwandlung von Artikel 3 des Kölschen Grundgesetzes sagen konnte Et hät schon widder jot jejange.

Die Schullandschaft in Neuss hat sich den letzten zehn Jahren erheblich geändert. Aus damals zwei Gesamtschulen – der Gesamtschule an der Erft und der Janusz-Korczak-Gesamtschule – sind vier Gesamtschulen und zwei Sekundarschulen, sechs Schulen des längeren gemeinsamen Lernens, geworden. Das dreigliedrige Schulsystem in Neuss ist Geschichte. Artikel 5 tröstet darüber hinweg Et bliev nix wie et wor. Nur die Gymnasien und eine Realschule sind in ihrem Bestand gesichert. Neue Aufgaben wie Inklusion und Seiteneinstieg sind für alle Schulen dazugekommen. In absehbarer Zeit wird es keine Veränderungen an der Schulstruktur geben. Das ist aktuell parteiübergreifender Konsens. Ich würde mir wünschen, dass die Kommune die Zeit nutzt, den Schulversuch Primusschule genauer zu beobachten und Umsetzungsmöglichkeiten für Neuss zu prüfen.

Auch die Gesamtschule an der Erft hat sich in den zehn Jahren verändert. Ich möchte nur einzelne Aspekte herausgreifen.

  • Die Schule hat sich in zehn Jahren zu einer Kulturschule entwickelt.
  • Wir haben unsere traditionelle Qualität in der Berufs- und Studienwahlvorbereitung sowohl für die Jahrgänge 8 – 10 als auch in der Oberstufe weiter ausgebaut.
  • Für mich sind diese beiden Bereiche unsere Profilsäulen. In beiden Bereichen ist die Schule mehrfach ausgezeichnet worden. Mittlerweile überlegen wir, welche Bausteine wir aus dem jeweiligen Portfolio verändern oder auch entfernen.
  • Wir sind vor ein paar Jahren Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage geworden. In der heutigen Zeit ein wichtiges Signal.
  • An unserer Schule dauert der Unterricht seit Jahren 60 Minuten. Das sorgt für einen besseren Tagesrhythmus und erhöht die Qualität des Lernens.
  • Wir haben unsere auf Kontinuität ausgerichteten Ganztagsangebote erweitert.
  • Unsere Anmeldeergebnisse für den 5. und 11. Jahrgang haben sich sukzessive verbessert.
  • Die Zusammenlegung unserer Schule am Standort Reuschenberg erfolgt zum Schuljahresbeginn 2016/17. Das wird, so hoffe ich, die Chancen unserer Schule bei den Anmeldungen verbessern.

Auf unserer Homepage finden sich weitere Informationen und Berichte zur Schulentwicklung. Das war jetzt der Werbeblock.

Ich bin in den letzten Wochen oft gefragt worden, wie fühlst du dich? Wie geht es dir mit dem Gedanken, Pensionär zu sein? Freust du dich?

Et kütt wie et kütt. Habe keine Angst vor der Zukunft, rät Artikel 2 des kölschen Grundgesetzes. Für mich ist es ein Wechselbad der Gefühle. Ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt in meiner Heimatstadt Köln. Der Umzug nach Köln steht zum 01. Dezember an, das Haus in Langenfeld ist verkauft. Über die Ausgestaltung meines Ruhestands denke ich seit einiger Zeit nach. Vorgenommen habe ich mir verschiedene Aktivitäten. In meinem Kölner Freundeskreis habe ich ein paar Rentner als erfahrene Berater, wir sind im Gespräch. Momentan halte ich mich an die kölsche Weisheit Mer muss erstmal janix.

Das Abschiednehmen von unserer Schule ist für mich ein schleichender Prozess mit zunehmender Dynamik bis zum heutigen Abend. Wieso schleichend? Seit fast einem Jahr habe ich an vielen Ereignissen – Tag der offenen Tür, Anmeldegesprächen für den neuen 5. und 11. Jahrgang, Lehrereinstellungsverfahren, Lehrer- und Schulkonferenz, Abiturprüfungen, Abschlussfeiern, Gespräche mit lokalen Entscheidungsträgern und Dezernat, Schulleitertreffen - das letzte Mal teilgenommen bzw. geleitet. Jedes letzte Mal mehr stimmt mich ein wenig trauriger. Artikel 7 des kölschen Grundgesetzes hilft und rät mir, füge dich in dein Schicksal Wat wellste uch maache?

Ich werde die Schule sehr vermissen, die Zusammenarbeit in der Schulleitung wird mir fehlen. Für das Schulleitungsteam war es gar nicht einfach, mich nach meiner Erkrankung und der längeren Pause wieder in das Team zu integrieren und mich in meiner alten Rolle neu zu konzipieren. Das hat gut funktioniert.

In den 16 Monaten meiner Abwesenheit ist die Schule nicht nur verwaltet, sondern auch weiterentwickelt worden. Dafür sage ich heute ganz besonders Elsbeth Faber meinen herzlichen Dank. Sie hat in Kooperation mit der Schulleitung trotz hoher Belastung Innovationen in der Schule umgesetzt.

Der tägliche Kontakt mit dem Kollegium, die kurzen Gespräche an der Kaffeetheke oder auch in meinem Büro, werden mir fehlen. Der fehlende Erstzugriff auf den leckeren Geburtstagskuchen wird meine Chancen, abzunehmen, verbessern.

Ihr seid ein Kollegium, das hervorragende Arbeit zum Nutzen der Schülerinnen und Schüler leistet und sich intensiv um sie kümmert. Das hat Tradition an unserer Schule. Gespiegelt wurde mir immer wieder, z. B. von ehemaligen Referendaren, eure hohe Hilfs- und Kooperationsbereitschaft. Innerhalb des Kollegiums habe ich mich im Verlauf der Jahre immer wohler gefühlt und bin meist gut gelaunt zur Schule gekommen. Ihr seid ein tolles Kollegium. Ich war sehr gerne Teil dieser Gemeinschaft. Heute ist die Gesamtschule an der Erft zu meiner schulischen Heimat geworden, auch wenn sie in der falschen Stadt liegt.

Die Art und Weise, wie ihr alle vor etwas mehr als fünf Jahren während und nach meiner Erkrankung mit mir umgegangen seid, hat mir sehr gut getan und geholfen. In vielen Situationen und Gesprächen habe ich menschliche Wärme gespürt und viel Zuwendung wahrgenommen, die mir geholfen hat, mit diesem Schicksalsschlag umzugehen und weiter zu kämpfen. Ich danke euch allen sehr für eure Empathie und das interessierte, vorsichtige Nachfragen nach meinem Befinden.

Für meine heutige Stimmung des Abschiednehmens hat das kölsche Grundgesetz keinen Artikel parat. Ich danke euch / Ihnen Allen für Ihre Aufmerksamkeit.


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